In den nächsten 30 Tagen bekommt eure Snapchat-App ein Gedächtnis. Diese frische Ankündigung aus dem Headquarter der App in Santa Monica ist faszinierend. Sie löst ein Problem, welches mich unterbewusst ziemlich nervte. Es ging um die Frage, wann ich die App überhaupt nutze. Ihr kennt das. Man ist unterwegs und möchte ein Foto machen. Es gibt einfach Szenen, die man nicht nur flüchtig festhalten möchte, sondern für immer. In solchen Momenten habe ich dann sowohl eine Aufnahme für Snapchat, als auch ganz klassisch mit der Smartphone-Kamera gemacht, damit auch mal ein Querformat möglich war. Das könnte sich jetzt alles radikal ändern.
„Memories“ heißt die neue Funktion und wird ein drittes Standbein der App. Wenn ihr vom Hauptscreen nach links wischt, kommt ihr in den Messenger-Bereich. Wenn ihr nach rechts wischt, kommt ihr in den öffentlichen Stories-Bereich. Wenn ihr künftig nach oben wischt, kommt ihr in den „Memories“-Bereich. Dort befinden sich alle eure archivierten Snaps. Ja, Snaps können wir künftig ordentlich speichern.
Drei Funktionen finde ich besonders spannend:
- Ich kann alte Erinnerungen nachträglich bearbeiten (mehr Emojis! Yeah!) und sogar in meiner Story veröffentlichen. Damit wir unsere Zuschauer nicht ärgern können, werden die Snaps mit einem weißen Rand versehen.
- Eine Objektsuche (findet technisch auf meinem Smartphone statt) lässt mich Sonnenuntergänge und Kaffeetassen finden. Ich kann aber auch nach Orten oder Daten suchen.
- Private Erinnerungen können mit einem PIN-Code versehen — das ganze heißt „My Eyes Only“.
Ãœberlegt euch mal, welche Erzählformate im Story-Bereich auf einmal möglich werden, wenn alte Snaps gepostet werden können. Das wird zu großen Veränderungen führen. Snapchat macht sich jetzt auch Schick für Menschen, für die Fotos nicht nur Kommunikation sind, sondern zum Festhalten von Erinnerungen genutzt werden. Dazu gehört selbst ein großer Teil der Millennials, die sich noch an kapazitätsarme Speicherplatzkarten in den ersten Digitalkameras erinnern können. Mit „Memories“ wird Snapchat aber noch in einem ganz anderen Bereich Facebook, Instagram, Apple & Co. richtig ärgern: Im letzten Herbst war ich baff, als ich in den USA die Verbreitung der App im Alltag der bis zu 35-Jährigen gesehen habe. Die normale Kamera-App auf ihrem Smartphone habe ich auf einmal nur noch selten gesehen. Das dürfte jetzt noch weniger der Fall sein. Mit „Memories“ wird Snapchat die Hoheit über die Kamera auf den Smartphones ihrer Nutzer erobern.
wwuerth meint
Dafür muss die Qualität, speziell die Auflösung, allerdings gesteigert werden.
Spannend wird auch sein, wie sich Memories, neben der Integration in aktuelle Stories, ggf. auch außerhalb von Snapchat teilen lassen.
Und der Energiebedarf der App muss sich verbessern.
Jörg Wagner meint
Wenn ich Snapchat richtig verstanden habe, war doch der USP die Vergesslichkeit. Die ich wiederum nie attraktiv fand. Irgendwann nähert sich alles mit allem an. Dann überlebt die Stärkere: die all-in-all-App